Rückblick digitaler Praxisworkshop Gießerei-Industrie

Wie können Unternehmen ihre Anlagen und Prozesse so optimieren, dass der Energieverbrauch sinkt und CO2-Emissionen eingespart werden? Diese Frage diskutierten über 70 Teilnehmer des digitalen Workshops, den die dena gemeinsam mit dem Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie e.V. am 03.11.2020 durchführte.

70 Teilnehmende folgten der Einladung der dena und des Bundesverbands der deutschen Gießerei-Industrie BDG und nahmen am 03.11.2020 an einem digitalen Praxisworkshop teil.

Der fachliche Austausch hatte das Thema „Perspektiven für eine energieeffiziente und CO2-arme Produktion“. Die Erreichung der Klimaschutzziele stellt für die rund 600 deutschen Unternehmen der Gießerei-Industrie eine große Herausforderung dar. Denn Gießereiprozesse gehören zu den energieintensivsten Prozessen überhaupt. Wie diese Herausforderung gelöst werden kann, wurde in drei Themenblöcken „Bedeutung des CO2-Fußabdruckes“, „Praxiserfahrungen Energieeffizienz und CO2-Einsparung“ und „Fördermöglichkeiten“ vorgestellt und diskutiert. In einem Ausstellerforum konnten Kontakte geknüpft werden und Fragen zu effizienten Technologien direkt an die Anbieter gestellt werden.

Das auf die Umsetzungspraxis ausgerichtete Konzept hat die dena im Rahmen ihres Projektes „Leuchttürme CO2-Einsparung in der Industrie“ in Zusammenarbeit mit dem BDG entwickelt. Im Juni 2020 konnte bereits ein Praxisworkshop für die Kunststoffindustrie umgesetzt werden. 2021 folgen zwei weitere branchenspezifische Veranstaltung dieser Form.

Bedeutung des CO2-Fußabdrucks und Ausblick für die Prozesswärmeerzeugung

Armin Kühn, dena-Teamleiter für Energieeffizienz in der Industrie und Elke Radtke, tätig im Referat Umwelt und Energie des BDG, eröffneten den Praxisworkshop. Frau Radtke wies auf die große Herausforderung der Gießereibranche hin, die durch die klimapolitischen Forderungen entsteht. Hemmnisse für die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen entstünden durch die Stromsteuer und die EEG-Umlage. Immer mehr Kunden der Gießereibranche forderten eine CO2-Bilanz ein. Deshalb sei es gerade jetzt wichtig, Konzepte dafür zu vermitteln und finanzielle Unterstützung zu bieten. Auf diese Aspekte ging der Vortrag von Annette Gruß (Geschäftsführerin FutureCamp Climate GmbH) ein, der sich mit dem „Erfüllen von Kundenanforderungen und Transparenzsteigerung“ beschäftigte. Thema waren Systemgrenzen zur Berechnung des CO2-Fußabdrucks und Berechnungsstandards. Eine Umfrage unter den Teilnehmenden ergab, dass der Großteil der beteiligten Gießereien allenfalls erste Schritte zur Einführung eines CO2-Fußabdrucks unternommen haben. Für diese Mehrheit war somit der zweite Vortrag „CO2-Fußabdruck einer Gießerei und Maßnahmen zur Senkung des CO2-Fußabdrucks“ von Michael Niemczyk (Projektkoordination) und Andreas Bauer-Niermann (Ansprechpartner für ecocockpit) der Effizienz-Agentur NRW von Interesse. Hier wurde das kostenlose Bilanzierungstool ecocockpit vorgestellt. Das Praxisbeispiel einer Gießerei zeigte außerdem, dass Einsparungen bereits durch die Änderung der Produktionsplanung erreicht werden können. Dr. Christian Schwotzer (Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik, RWTH Aachen) stellte in seinem Vortrag „CO2-neutrale Prozesswärmeerzeugung in Gießereien“ Erkenntnisse zu Trends und Entwicklungen verschiedener CO2-armer Wärmeerzeugervarianten vor.

Beiträge zum Download (PDF):

Erfüllen von Kundenanforderungen und Transparenzsteigerung – Grundlagen & Vorteile der CO2-Bilanzierung (Annette Gruß, FutureCamp Climate)

CO2-Fußabdruck einer Gießerei und Maßnahmen zur Senkung des CO2-Fußabdrucks (Andreas Bauer-Niermann und Michael Niemczyk, Effizienz-Agentur NRW)

CO2-neutrale Prozesswärmeerzeugung in Gießereien – Erkenntnisse zu Trends und Entwicklungen aus der Forschung (Dr.-Ing. Christian Schwotzer, Institut für Industrieofenbau und Wärmetechnik, RWTH Aachen)

 

Energieeffizienz und CO2-Einsparung: Innovation, Maßnahmen und Praxiserfahrungen

Studien zeigen, dass Lüftung bzw. Abluftbehandlung mit die größten Energieeffizienzpotenziale in Gießereien aufweisen. Jörg Zimmermann (KMA Umwelttechnik GmbH) berichtete in seinem Vortrag „Energieeffiziente Abluftreinigungssysteme für Gießereien“, von einem Abluftreinigungssystem, welches durch die Kombination verschiedener Maßnahmen zu einer Energieeffizienzsteigerung um bis zu 80 % führt. Im Vortrag „Steigerung von Energieeffizienz und Produktqualität durch präzise Messung der Abwärme“ von Jens Amberg (Luftmeister GmbH) wurden Messtechniken für Abwärme in Gießereien erläutert. Dadurch können das Abwärmepotenzial ermittelt und Prozesse besser gesteuert werden.

Im nächsten Themenblock präsentierte Prof. Dr.-Ing. Mark Junge (Geschäftsführer der Limón GmbH) das Praxisbeispiel „Energieeffizienzsteigerung bei der Kernmacherei“. Er betonte dabei die Notwendigkeit zur umfassenden Prüfung der energetischen Auswirkungen im Falle der Änderungen eines neuen Verfahrens. Diogo Salta und Josef Schneider (Bosch Thermotechnik GmbH) stellten ein Projekt zur unternehmensinternen Abwärmenutzung vor. Mit Hilfe eines neue Abhitzekessels konnte die Abwärme eines Kupolofens zur Gebäudeerwärmung genutzt und dadurch über 1.500 Tonnen CO2 eingespart werden.

Beiträge zum Download (PDF):

Energieeffiziente Abluftreinigungssysteme für Gießereien (Jörg Zimmermann, KMA Umwelttechnik GmbH)

Steigerung von Energieeffizienz und Produktqualität durch präzise Messung der Abwärme (Jens Amberg, Luftmeister GmbH)

Praxisbeispiel Energieeffizienzsteigerung bei der Kernmacherei (Prof. Dr. Marc Junge, Limón GmbH)

Abwärmenutzung deckt Heizwärmebedarf – Erfahrung mit systemischen Maßnahmen zur CO2-Einsparung im Betrieb (Josef Schneider, Bosch Thermotechnik GmbH) 

 

Fördermöglichkeiten für Energieeffizienz und Dekarbonisierung in der Industrie

Bei der Umsetzung von energie- und CO2-einsparenden Maßnahmen ist die Gießereiindustrie auf Förderungen angewiesen. Petra Bühner (KfW Bankengruppe) konnte im Vortrag „Profitieren von der Bundesförderung für Energieeffizienz und Förderprogrammen zur Dekarbonisierung“ diese Förderungen den Teilnehmenden näherbringen. Zunächst wurde auf die bestehende Bundesförderung für Energieeffizienz in der Wirtschaft eingegangen. Hierbei wurden die darin enthaltenen 4 Module und Anforderungen an das Energiesparkonzept vorgestellt, das für die Antragsstellung notwendig ist. Anschließend wurden die Teilnehmenden in das „Förderprogramm Klimaschutzoffensive für den Mittelstand“ eingeführt. Dieses Förderprogramm bietet eine breite Palette an Fördertatbeständen, welche bereits dem 2021 in Kraft tretenden Katalog der EU-Taxonomie entsprechen. Neu und besonders interessant für Gießereien ist dabei der Fördertatbestand zur Herstellung klimafreundlicher Technologien.

Beitrag zum Download:

Profitieren von der Bundesförderung für Energieeffizienz und Förderprogrammen zur Dekarbonisierung (Petra Bühner, KfW)

 

Digitales Aussteller-Forum

Eine Besonderheit des Workshops war das digitale Ausstellerforum mit Anbietern für Energieeffizienztechnologien und Innovationen für die Gießerei-Industrie, welches in Form von 5 parallelen Breakout-Sessions stattfand. Als Aussteller standen die Unternehmen KMA Umwelttechnik, Luftmeister, Maschinenfabrik Gustav Eirich, SKF und SoomIQ den interessierten Teilnehmern Rede und Antwort. Die Unternehmen, welche noch nicht die Möglichkeit hatten sich während des Workshops zu präsentieren, konnten ihre Technologie in kurzen Pitches vorstellen.

Nachhaltigkeit mit EVACTHERM® Technik (Edith Weiser, Eirich)

RecondOil – zur nachhaltigen Nutzung von Industrieölen (Jens Beck, SKF)

Power Qube- Strom aus Abgasen und ungenutzter Abwärme (Stefan Graber, SoomIQ)

Anschließend wurden die Teilnehmer entsprechend ihrer Präferenz eingeteilt oder begaben sich selbst in die gewünschte Breakout-Session. Dort fand der weitere, fachliche Informationsaustausch statt. 

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